Übungsunternehmen –

„Ausbildungsbetriebe“ der Wirtschaftsschulen

Wirtschaftsschulen vermitteln den Schüler/innen berufliche Praxis. Übungsunternehmen sind die „Ausbildungsbetriebe“ der Wirtschaftsschulen und stehen daher in engem Kontakt zur Wirtschaft.

Manuela Stahl, Leiterin der Wirtschaftsschule und Fachbetreuerin Wirtschaft sowie Geschäftsführerin des Übungsunternehmens Sport Fit GmbH, gibt einen Einblick in die Arbeit der Übungsunternehmen der Staatlichen Wirtschaftsschule Nördlingen. Neben der Sport Fit GmbH gibt es an der Schule noch die BEG GmbH, einen Großhändler für Büroausstattung und die Groha GmbH, einen Geschenkegroßhandel.

Die Schüler diskutieren lebhaft. Cross-Trainer und Yogamatten, Laufband und Gymnastikbälle: Welche Ausstattung passt in einen Fitnessraum, der nur 20 qm groß ist? Das gesetzte Budget von 5.000 Euro soll bestmöglich genutzt werden.

Den Neuntklässlern, allesamt Mitarbeiter im Übungsunternehmen Sport Fit GmbH, liegt eine Kundenanfrage über die Ausstattung eines firmeneigenen Fitnessraums vor. Zwar arbeiten die Schüler nicht für eine echte Firma, doch sind sie so engagiert bei der Sache, als ginge es tatsächlich um mehrere Tausend Euro. Die Sport Fit GmbH, spezialisiert auf Mitarbeitergesundheit und Fitness, verkauft Sportzubehör, von Kleidung bis Geräte. Übungsunternehmen arbeiten mit virtuellen Waren und Geld.

In diesen Unternehmen lernen die Wirtschaftsschüler alle Facetten eines echten Unternehmens kennen. Sie müssen sich bewerben und durchlaufen dann alle Abteilungen, vom Einkauf bis zum Verkauf. Die Schüler arbeiten prozessorientiert und erledigen alle erforderlichen kaufmännischen Tätigkeiten. So bearbeitet beispielsweise ein Mitarbeiter einen Verkaufsvorgang vom Eingang der Kundenbestellung bis hin zur Überwachung und Buchung des Zahlungseingangs durch den Kunden. Bankgeschäfte erledigt der Schüler über die Übungsbank, in deren Überweisungsmaske die gleichen Daten eingetragen werden müssen wie beim echten Online-Banking. Die Bilanz am Ende des Jahres zeigt dann, ob die Mitarbeiter gut gewirtschaftet haben.

Messe der Übungsfirmen

Die rund 250 Übungsfirmen in Bayern treffen sich auch auf eigenen Messen

Übungsunternehmen verstehen sich als Wettbewerber am Markt. Aktuell beteiligen sich ca. 250 Übungsunternehmen am Bayerischen Übungsfirmenring, zudem gibt es das englischsprachige Netzwerk GETIN. Um erfolgreich gegenüber der Konkurrenz bestehen zu können, muss die Auswahl des Sortiments wohlüberlegt sein. Da die Übungsunternehmen mit virtuellen Waren arbeiten, kommt insbesondere der Warenpräsentation in Katalogen, Flyern und im Online-Shop eine besondere Bedeutung zu. Hier können Partnerunternehmen eine große Hilfestellung geben, indem sie ihr Marketing-Know-how zur Verfügung stellen.

Im Online-Marktplatz, der ähnlich wie andere Online-Shops aufgebaut ist, können die firmeneigenen Waren werbewirksam zum Verkauf eingestellt werden. Gleichzeitig bietet sich hier aber auch die ideale Möglichkeit, selbst für aktuelle Projekte, wie die Ausstattung eines Konferenzraums, nach Waren zu suchen.

Persönliche Kontakte zwischen den Mitarbeitern der Übungsunternehmen finden vor allem bei Übungsmessen statt. Dort kann man sich beraten lassen und Kaufverträge abschließen. Hier leisten Partnerunternehmen, die Waren als Anschauungsobjekte für Verkaufsgespräche zur Verfügung stellen, wichtige Dienste. Die Mitarbeiter der Unternehmen verhandeln auf den Messen auch auf Englisch, da auch Übungsunternehmen aus anderen Ländern vertreten sind.

Die Kommunikation zwischen den Übungsunternehmen findet über verschiedene Kanäle statt: Das Online-Portal, in dem alle wichtigen Geschäftsprozesse abgebildet werden können, erleichtert die schnelle Abwicklung der Geschäfte, korrespondiert wird per Brief, E-Mail oder telefonisch.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor der Übungsunternehmen ist die Qualität der Mitarbeiter, die sich am engagierten und gewissenhaften Arbeiten bemisst. Bei der Arbeit im Übungsunternehmen erwerben die Schüler Kompetenzen, die man insbesondere auch im Berufsleben benötigt, wie z. B. Selbstständigkeit, Entscheidungsfreude, Zeitmanagement, Organisationstalent sowie die Fähigkeiten, Probleme zu lösen und im Team oder selbständig zu arbeiten.

Arbeiten im Übungsunternehmen

Arbeiten im Übungsunternehmen

 Seit der Einführung des LehrplanPLUS ist das Fach „Übungsunternehmen“ ein Pflichtfach an Wirtschaftsschulen. Dadurch, dass Übungsunternehmen so realitätsnah geführt werden, finden sich Schüler in echten Unternehmen umso leichter zurecht. Dies belegen viele positive Rückmeldungen aus Betrieben. Beim Berufseinstieg haben die Schüler dadurch einen nützlichen Kompetenzvorsprung. Arbeitgeber können den Absolventen der Wirtschaftsschulen schneller eigene Aufgaben anvertrauen.

 

Beitrag aus den Rieser Nachrichten